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Seseke
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Ins Betonkorsett und wieder zurück
Die Geschichte der Seseke

Die Seseke ist ein typischer Flachlandfluss. Wenn ihr die Möglichkeit geboten wird, sucht sie sich in ihrer Umgebung immer neue, von zahlreichen Windungen geprägte Verläufe und tritt bei starken Regenfällen auch gerne einmal über ihre Ufer. Die Menschen an den Ufern der Seseke mussten sich also von Alters her an Überschwemmungen gewöhnen. In einer dünn besiedelten, landwirtschaftlich genutzten Region, wie sie bis ins 19. Jahrhundert für die Seseke typisch war, konnte dies auch toleriert werden.

Mit dem Aufkommen des Bergbaus gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschärfte sich die Situation aber deutlich. Immer mehr Industriebetriebe siedelten sich an und zogen neue Arbeitskräfte in die Region. Das Wasser des Flusslaufs wurde dementsprechend immer stärker mit häuslichen und industriellen Abwässern belastet. Zudem verschlechterte sich der Abfluss der Seseke durch Bergsenkungen und kam teilweise ganz zum Erliegen. In den neu entstandenen Senkungsmulden mit ihrem stehenden Wasser faulten Abwässer und Schlamm – ein idealer Nährboden für gefährliche Krankheiten.

Abhilfe konnte nur ein radikaler Umbau der Seseke und ihrer Nebenläufe bringen. Ab 1913 wurde der Flusslauf begradigt, in ein mit Beton und Ziegeln ausgekleidetes Bett verlegt und zum Teil eingedeicht. Wo das Wasser nicht natürlich abfließen konnte, wurde mit Pumpwerken nachgeholfen. Ziel war ein möglichst schneller Transport des Abwassers zur Kläranlage an der Sesekemündung. Plattform für diese gewaltige technische Leistung war der Zusammenschluss aller betroffenen Gemeinden und Unternehmen in der Sesekegenossenschaft, die 1926 ihrerseits Teil des Lippeverbandes wurde. Die „neue“ Seseke war mit Sicherheit nicht attraktiv und erzeugte vor allem im Sommer durch die offene Abwasserführung eine erhebliche Geruchsbelästigung. Für eine Bergbauregion bedeutete sie aber dennoch die bestmögliche Lösung, um Hochwasserschutz und einen zuverlässigen Abwassertransport sicherzustellen.

Seit Anfang der 1980er Jahre sind Bergsenkungen im Einzugsgebiet der Seseke selten geworden. Damit wurde der Weg freigemacht, unterirdische Abwasserkanäle zu bauen und die Seseke von ihrer Abwasserfracht zu befreien. Dies ist seit 2005 der Fall. Aus einem Fluss im Betonkorsett wird seither Schritt für Schritt wieder ein ökologisch intaktes, naturnahes Gewässer.